Armin Steigenberger

LUNGOMARE, PORTO FILICUDI

ein kurzes bier im stehen, ein stelldichein
mit meeresgeprassel. der tag antwortet mit
heute geschlossen.
immer diese tage, an denen selbst der wind
käuflich erscheint, wenn er so breitbeinig
in der tür steht. das grau in grau
des wassers bekommt dem himmel nicht.

man fragt sich manchmal, wer auf wen
abfärbt. als würde man selbst hell werden
wenn man nur im licht badet. erstaunlich,
wie einigen jungen leuten das leben früh
zeitig zerbröselt. andere kauen ihr leben
lang auf sätzen, die sie nie herausbringen.

sind die ältesten poeten nicht die sinn
losesten satzkauer mit ihren zähen zungen?
sollten diese nicht lieber schweigen
in ihren gründen und abergründen?
in ihren selbsterfundenen dunklen meeren?
was erhaschen sie noch neues außer
einem strandgut, einem angespülten stück
meer, gespuckt aus dem gedärm des grauen
geplätschers. diese mägen, aus deren
innereien sich ein zerkautes spielzeug
absetzt, satz-gut, das die gischt in ihren
weißen zähnen hält. hündisch, diebisch

(aus: gebrauchsanweisung für ein vaterland, POP Verlag, Ludwigsburg, 2006)

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